Alania zog ihre Augenbrauen hoch. Natürlich hatte sie nicht damit gerechnet, gleich seine gesamt Lebensgeschichte zu hören. Aber er schien etwas zu vergergen zu haben. Jemand, der solche Narben trug, mußte ein bewegtes Leben gehabt haben. Immerhin trug er das Wappen von Alaron, was zumindest dafür sprach, dass er, wenn auch nicht in diesem Fall, aber doch auch einer offiziellen Mission in irgendeiner Form angehörte.
**Raist, Raist...** Sie überlegte krampfhaft, ob sie diesen Namen schon irgendwo gehört haben könnte... allerdings war sie in Alaron nicht sehr weit gereist... doch hatte sie den Namen vielleicht schon einmal daheim gehört? Sie war sich nicht sicher. Aber er wußte, was er wollte - und er wirkte nicht wie ein Dieb, abgesehen davon, dass es auf einem Schiff äußerst unklug war, negativ aufzufallen...
Alania musterte ihn noch einmal prüfend, dann lud sie ihn mit einer Handbewegung ein, ihr zu folgen. Während sie zu ihrer Kajüte gingen, nahm sie das Gespräch wieder auf: "Nun. Ich werde sicher keinen beglaubigten Lebenslauf von Euch verlangen, um als zahlender Gast mit nach Eisenmark zu kommen. - Allerdings erwarte ich, dass Ihr Euch den Gesetzen, die auf diesem Schiff herrschen anpasst und Euch einordnet. Ich erzähle Euch sicherlich nichts Neues, wenn ich sage, dass es auf See auf jeden Mann und jeden Handgriff ankommen kann und Extrawünsche in der Regel unmöglich sind." Dann drehte sie sich zu ihm um und ein kleiner Funken Schalk in ihren Augen verriet ihm, dass sie ihn eigentlich nicht als verzogenen Störenfried einschätzte. Es war mehr ein kleiner Hinweis auf "Hallo - ich bin der Kapitä - denke daran!", aber eben ein eher indirekter.
"Eisenmark liegt tatsächlich nicht mehr in den Mittellanden, allerdings auch nicht wirklich in den Südlanden. Ich hoffe, Ihr könnt von dort aus Euren Weg weiter finden und es nutzt euch die Strecke, die die Seewolf nehmen wird."
So gelanten sie in ihre Kajüte, die einfach, aber durchaus schlicht-geschmackvoll, und in seiner Schlichtheit sehr edel eingerichtet war, ohne zu übertreiben. Die Kajüte verriet Sinn fürs Praktische gepaart mit einem guten Geschmack - und einer zumindest nicht völlig geringen Geldquelle... Alania bedeutete Raist, sich zu setzen. Dann fuhr sie fort:
"Darf ich Euch etwas zu Trinken anbieten? Von Wasser bis Whiskey ist vieles vorhanden." Sie wartete nicht seine Reaktion ab, sondern fuhr gleich fort: "Nun, wenn ihr auf der Seewolf reisen möchtet, schlage ich folgenden Handel vor: Als Kajütengast samt Verpflegung 2 1/2 Silber pro Tag. Falls Ihr in den Mannschafträumen unter Deck zurfrieden mit einer eigenen Hängematte seid, dann 2 Kupfer, mit Verpflegung 3. Falls Eure Mithilfe tatsächlich nötig werden sollte, würde ich dies natürlich verrechnen, da ihr ja dann als Teil der Schiffsbesatzung fungiert."
"Nun - darf ich etwas zum Trinken anbieten?"
_________________ Das Leben ist ein einziges Abenteuer - oder auch nicht...
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