Mystic Forest

"Ach Fred, du weißt doch, daß die Leute immer gerne viel erzählen, aber diesesmal haben sie anscheinend recht. Doch diese Zeit liegt hinter ihr und die Kapitänin ist ein vertrauenswürdiger Mensch. Ich denke, daß sie sonst nicht ein Schiff bekommen hätte, welches unter der Landesflagge von Symburn fahren dürfte."

Raist lehnte sich etwas zurück und blickte in den Himmel.

"Irgendwie ist der Himmel über Symburn ein anderer als in all den Ländern in denen ich schon war. Er strahlt in einem stärkeren Blau und vermittelt ein herrliches Freiheitsgefühl."

"Ja, Symburn ist Freiheit und der König ein guter Mann, er wird wissen was er tut und ich denke seine Schwester Mechthild hätte schon etwas dagegen unternommen wenn die kleine Rebenstolz wirklich ein Pirat wäre."

So genoß Raist die Fahrt und döste langsam ein und fiel in einen unruhigen Schlaf.

---> Ein Meer wogte vor Raist. An seiner Seite stand eine junge Frau, die seine Farben trug und mit ihm gemeinsam in die Ferne blickte.
"Meister? Worauf warten wir?" Ihr Stimme klang ruhig und doch hatte sie einen Unterton von Aufgewühltheit. "Meister?"
Raist antwortete Ihr, ohne seinen Blick vom Meer zu nehmen:
"Geduld meine Schülerin, Geduld edle Gefährtin. Diese Tugend ist wichtig auf unseren Reisen. So übe dich auch hier in Geduld. Du wirst sehen, worauf ich warte, sobald es erscheint. Was es genau sein wird, kann auch ich dir nicht sagen."
Ein frischer Wind bließ ihnen über das Gesicht.
Das Meer begann unruhig zu werden und in einiger Distanz begann etwas sich aus diesem zu erheben. Langsam, stetig und mit gewaltigem Brausen. Sie sahen dieses Etwas Gestalt annehmen ... Eine Turmspitze, noch eine Spitze,... <---

Mit einem leichten Schlag wurde Raist aus seinem Traum geweckt. Ein Schlagloch schien dafür verantwortlich zu sein. Er war wieder in Symburn und Fred saß noch immer neben ihm ...

"Na, müde" feixt der Wirt neben Raist auf den Kutschbock.

Raist hat einige Zeit geschlafen, das Ziel ist schon in Sichtweite.

"ja etwas. Es ist einfach angenehm die Augen schließen zu können und zu wissen, daß man unter Freunden ist. Ah ich sehe wir sind schon fast am Ziel. Ich möchte mich nochmals sehr bei Euch bedanken, daß ihr mich mitgenommen habt. Ich hoffe, daß sich unsere Wege wieder einmal kreuzen werden. Ihr seid ein guter Mann, mein Freund."

"oooch", Fred wird etwas rot.
"Sagtwürdet Ihr mir einen gefallentun? Ihr kommt doch sicher zu garrik und bei ihm ist ja meine kleine Simona ..."
Fred starrt stier auf den Hintern des Pferdes und knetet die Zügel in den Händen.

"Natürlich tue ich euch einen Gefallen. Soll ich Simone etwas von euch bestellen oder ihr etwas bringen?" Ich helfe doch gerne, wenn ich kann.

Fred fällt es sichtlich schwer weiter zu sprechen, "Sinona, ich glaube ... ", er stockt

"Fred, hab keine Angst, ihr könnt mir alles sagen, was ihr euch denkt. Es wird unter uns bleiben. Was ist mit Simona? Ist sie in Gefahr? Oder habt ihr Angst um sie? Ihr wirkt sehr beunruhigt."

Raist blickt sich um, und erkennt, daß niemand in der Nähe ist. "Haltet an Fred, wir sind hier noch ungestört. Dann können wir reden."

Fred bremst den Gaul.

"Irgendetwas stimmt nicht", beginnt er, "Simona hat einen eigenartigen Brief geschrieben. Der inhalt war nichts besonderes, aber er klanz fröhlich, zu fröhlich fürsie. So hat sie nie geschrieben, pastte einfach nicht zu ihr ...".

Fred stockt, "... und Anetta, sie hat geträumt ..."

"Welchen Traum hatte sie? So wie ihr stockt, kann es kein guter Traum gewesen sein. Und wenn Simona anders schreibt als ihr es gewohnt seid, dann glaube ich, daß etwas nicht in Ordnung ist. Wollt ihr mir hier über den Traum berichten oder sollen wir in der Bibliothek meine alten Gemächer aufsuchen? Ich denke mal, daß meine kleine Schlafkammer noch so sein sollte, wie ich sie mit meinen restlichen Haben verlassen hatte."

Raist sah sich um. Er wußte, daß in Alaron selbst die Schatten Ohren haben können und gewisse Dinge nicht in der Öffentlichkeit besprochen werden sollten.

"Annetts ... sah Simona .... mit einem blutigen Messer ... in der Hand ... und verzerrtem Gesicht" stammelt Fred, "das hat sie Geträumt. Mein Mädchen war doch nie böse, wenn sie nun zum Mörder wird ... Hulda würde es nicht überleben"

"Das hört sich wirklich nicht nach Simona an. Sie ist eine gute Frau und ihr Herz ist rein. Das kann ich euch auf jeden Fall sagen. Vielleicht ist der Traum nur ein Zeichen, daß etwas anderes geschieht, nicht daß Simona selbst zur Mörderin wird. Aber vielleicht deutet der Traum auch darauf hin, daß sich Simona vor etwas schrecklichem schützen mußte und deshalb zum Messer griff und dann selbst über sich überrascht ist. Auch die besten Menschen müssen oft um Leid von anderen abzuwehren selbst eine schreckliche Tat vollbringen, für die sie dann Sühnen. Und wenn auch die Sühne nur für einem selbst vonstatten geht."

Raist war sehr beunruhigt, versuchte es aber so gut es ging, dies nicht anmerken zu lassen.

"Ich verspreche Euch, ein werter Fred, meine Augen und Ohren offen zu halten. Träume können auch nur mal Träume sein, aber ich werde diesem auf jeden Fall nachgehen."

"Eigentlich sollte Simona ja gut geschützt sein. Garrik ist ein guter Junge und liebt sie über alles. Seine Leute sind im treu ergeben und sie ist gut bewacht, trotzdem ängstigt mich die Vorstellung, daß meiner Kleinen etwas zustoßen könnte oder sie ein Leid erfahrt. Vielleicht ist das Messer ja nicht ihr Werkzeg sondern sie hat es an sich genommen ... nach einem Mord den ein anderer verübt hat und der ihr sehr schmerzt. Das meinte auch Annetta. Aber wer sollte schon auf Hohenstein einen Mord begehen?" Fred schaudert.

"Es gibt leider überall verrückte, die dazu in der Lage sind, jemanden ohne wirklich nachvollziehbaren Grund zu ermorden. Aber macht euch wirklich nicht zu viele Sorgen. Ich denke es wird sich aufklären und in einiger Zeit werden wir darüber anders denken können."

Raist gefiel diese Art von Traum überhaupt nicht. Er wußte irgendetwas stimmte im Hause Garriks nicht. Dem sollte er nachgehen, sobald es ihm seine Zeit erlaubte.

"Fred ich verspreche Euch, daß ihr von mir Nachricht erhalten werdet sobald ich etwas herausgefunden haben werde. Ich muß mich nun leider verabschieden, da ich noch etwas in der Bibliothek zu erledigen habe." Während er dies sagte griff sich Raist an die Stelle, an die er den roten Beutel eingesteckt hatte. Er mußte sich für sein überschnelles Handeln entschuldigen und den reisenden beweisen, daß er nicht im Bösen gehandelt hatte.